Gekielter Flußfalke
Oxygastra curtisii
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
Kartenansicht
Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Oxygastra curtisii ist eine atlantomediterrane Art, deren Verbreitungsschwerpunkt der Süden Frankreichs und die Iberische Halbinsel darstellt (Dijkstra & Lewington 2006). Vereinzelte Vorstöße der Art nach Norden sind durch punktuelle Funde bis nach Südengland belegt (Brooks 1997). Einzelne Nachweise, für die teilweise eine vorübergehende Bodenständigkeit belegt ist, sind auch aus Belgien (de Knijf et al. 2006), den Niederlanden (NVL 2002) und Deutschland (Fastenrath 1950; Lohr et al. 2004) bekannt.
Das bis 1999 einzige bekannte Vorkommen in Deutschland befand sich an der Mündung der Sieg in den Rhein an der Bergheimer Fähre [5208/2] auf nordrhein-westfälischem Boden. Die Art konnte dort von 1940 bis 1943 bodenständig nachgewiesen werden (Fastenrath 1941, 1950). 1999 gelang am deutsch-luxemburgischen Grenzfluss Our in der Südeifel (Rheinland-Pfalz) der Wiederfund für Deutschland (Vos & van Werven 1999). 2003 ist sie dort auch als bodenständig nachgewiesen worden (Lohr et al. 2004). Das Vorkommen liegt ca. 120 km vom alten Fundpunkt an der Siegmündung und nur etwas mehr als 50 km von der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen entfernt. In Belgien ist ein aktuelles Vorkommen an der Ourthe etwa 60 km von der nordrhein-westfälischen Grenze entfernt bekannt (Goffart 2002). Aus den Niederlanden liegen keine aktuellen Nachweise vor. In Niedersachsen und Hessen ist die Art bislang nicht beobachtet worden.
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
Detaillierte Angaben zu den von Oxygastra curtisii in Nordrhein-Westfalen besiedelten Habitaten sind nicht möglich, da Fastenrath (1941, 1950) keine Strukturbeschreibungen der Fundstellen an der Sieg gab. In Rheinland-Pfalz besiedelt die Art strömungsberuhigte Abschnitte an der Our (Lohr et al. 2004), die mit Schwarzerlen (Alnus glutinosa) mit durchspülten Wurzelräumen bestanden sind. Auch in anderen Teilen Mittel- und Südwesteuropas findet sich O. curtisii in entsprechenden Fließgewässerabschnitten, hier liegen außerdem Nachweise aus Kanälen, Seen und Abgrabungsgewässern vor (Wildermuth 2008). Auch an der Sieg konnte die Art – bei den meisten Beobachtungen handelte es sich um Einzeltiere – an verschiedenen Gewässern (Sieg, Altarm, Mühlengraben, Weiher) festgestellt werden. Bodenständigkeitsnachweise waren jedoch auf das Siegufer beschränkt (Fastenrath 1950).
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Zur Phänologie von Oxygastra curtisii in Nordrhein-Westfalen lassen sich auf Grund der wenigen Beobachtungen keine sicheren Aussagen treffen. An der Sieg wurde die Art vom 11.06.(1940) bis zum 06.07.(1941) beobachtet. Am 21.06.1942 konnten an der Siegmündung in der Nähe der Bergheimer Fähre auch mehrere Exuvien gefunden und Jungfernflüge beobachtet werden (Fastenrath 1950). Für die Our liegen Beobachtungen von Imagines zwischen dem 20.06.(2000) und dem 16.08.(1997) vor (Lohr et al. 2004). Exuvienfunde gelangen hier Ott et al. (2007) zwischen dem 19.06. und 16.07.2006.
Gefährdung und Schutz
Oxygastra curtisii gilt in Deutschland „durch extreme Seltenheit (potentiell) gefährdet“ (Ott et al. 2015) und kann in Nordrhein-Westfalen auf Grund geringer Daten nicht bewertet werden (Conze & Grönhagen 2011). Die Art ist in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und gehört zu den streng geschützten Arten.
Die Tatsache, dass sich die einzigen Nachweise der Art in Nordrhein-Westfalen auf ein mindestens über mehrere Jahre bodenständiges Vorkommen beziehen, legt nahe, die Art als “ausgestorben” (Kategorie 0) einzustufen. Auf Grund der allgemein positiven Bestandsentwicklung der Fließgewässerlibellen in Nordrhein-Westfalen und dem die Ausbreitung der Art vermutlich fördernden Einfluss veränderter Klimafaktoren ist eine erneute Feststellung der Art in den nächsten Jahren in Nordrhein-Westfalen nicht auszuschließen. Geeignet erscheinende Gewässer sollten daher im Juni und Juli mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet werden.