Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe.

Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens

Arbeitskreis Libellen NRW in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Naturkunde

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Libellenarten. Probieren Sie es aus.

Zweifleck

Epitheca bimaculata

Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
Kartenansicht
Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Frisch geschlüpftes Männchen von E. bimaculata mit Exuvie (Wahner Heide, 12.05.2012). Foto: Gospodinova, Heide

Verbreitung und Bestandssituation

Epitheca bimaculata ist eine eurasiatische Art, deren Areal von Norditalien, Westfrankreich und dem südlichen Skandinavien bis nach Japan reicht (Sternberg & Buchwald 2000). Zahlreiche kontinuierlich über mehrere Jahre belegte Vorkommen existieren in Deutschland vor allem im Saarland und dem angrenzenden rheinland-pfälzischen Gebiet sowie im jungpleistozänen Seengebiet Nordostdeutschlands (Trockur 2004; Trockur & Mauersberger 2000; Mauersberger 2006) bis zur Mittelelbe (Petzold 1994; Schmidt 2004b). Weitere Funde sind auch aus der nördlichen Oberrheinebene bei Karlsruhe (Leipelt & Schiel 2008), dem Allgäu (Hunger et al. 2006) und Bayern (Kuhn & Burbach 1998) bekannt.

Nordrhein-Westfalen befindet sich an der nordwestlichen Arealgrenze der Art. Wie in den angrenzenden Niederlanden gelangen in den letzten 150 Jahren auch hier nur einzelne Streufunde. Aus dem Rheinland war E. bimaculata nur mit einem alten Fund von Anfang des 20. Jahrhunderts aus der Umgebung von Krefeld-Süchteln bekannt geworden (Schmidt 1925). Aus dem westfälischen Landesteil liegen drei Fundmeldungen vor. Im 19. Jahrhundert konnte die Art von Kolbe (1878a) bei Münster beobachtet werden. Unbeschriftete Belege befinden sich heute noch im Museum für Naturkunde Münster und sind vermutlich diesen Funden zuzuordnen (Artmeyer et al. 2000). In den letzten Jahrzehnten konnte E. bimaculata noch 1967 im Zwillbrocker Venn an der Grenze zu den Niederlanden beobachtet werden (Rudolph zit. nach Gries & Oonk 1975) und 1984 gelang am Stadtrand von Mettingen sogar die Beobachtung eines Weibchens mit einem Eistrang am Hinterleib (Rudolph 1989). In der Nähe dieses Fundortes befindet sich das NSG Heiliges Meer bei Hopsten [3611/2+4], welches auch heutzutage noch für die Art geeignet erscheinende Habitatstrukturen aufweist.

In 2011 konnte nach Jahrzehnten ohne Fundmeldungen der erste Schlupfnachweis von E. bimaculata in Nordrhein-Westfalen erbracht werden (Gospodinova et al. 2011). Sandra Heydrich fand am 25.4.2011 vormittags eine gerade zum Schlupf ansetzende Larve an einem Heideweiher in der Wahner Heide. Die Art konnte dort auch im Folgejahr 2012 mit wenigen Exuvienfunden belegt werden (W. Heydrich schriftl. Mitt.), so dass sich hier eine kleine bodenständige Population zu entwickeln scheint.

Die Seltenheit von E. bimaculata in Nordrhein-Westfalen beruht maßgeblich auf der Randlage im Areal. Die Art wird bei Einwanderungen durch das Vorhandensein geeigneter Biotope begünstigt. Die Gewässer der Rekultivierungen im Rheinischen Braunkohlenrevier westlich von Köln (Ville) sollten auf Vorkommen überprüft werden, da hier für die Art geeignete Gewässer vorhanden sind. Vom Großklima her dürften in Nordrhein-Westfalen die Frühjahrswärme und die Sonnenscheindauer die limitierenden Faktoren sein.

Lebensräume in Nordrhein-Westfalen

Auf Grund der wenigen bislang bekannt gewordenen Funde in Nordrhein-Westfalen können die hier besiedelten Habitate kaum näher beschrieben werden. Der nun belegte Fundort entspricht den auch in den übrigen Bundesländern von E. bimaculata vorzugsweise besiedelten Habitaten: größere Stillgewässern, welche häufig von Wald umgeben sind. Die Unterwasservegetation kann dabei sowohl spärlich als auch dicht und flächig entwickelt sein. Auf Grund der starken Bedornung verträgt die Art auch Fischbesatz (Trockur & Mauersberger 2000), was auch für das Gewässer in der Wahner Heide zutrifft. E. bimaculata fliegt vorzugsweise ausdauernd am oft schwer einsehbaren Ufer der Gewässer vor ausgedehnten Röhrichtzonen und mehr oder weniger weit vom Ufer entfernt über lockerer Schwimmblattvegetation. E. bimaculata kann – sofern man nicht mit der Art vertraut ist und auch nicht mit ihr rechnet – leicht mit Libellula quadrimaculata (Vierfleck) verwechselt oder gänzlich übersehen werden. Eine Vielzahl bekannter Vorkommen sind nur anhand systematischer Exuvienaufsammlungen entdeckt worden.

Phänologie in Nordrhein-Westfalen

Hinsichtlich der Flugzeit lassen die spärlichen Funde von Epitheca bimaculata aus Nordrhein-Westfalen bisher keine sicheren Aussagen zu. In den deutschen Verbreitungsschwerpunkten der Art in Brandenburg und im Saarland schlüpft die Art bei günstiger Witterung Anfang Mai und ist – nach einer annähernd ein- bis zweiwöchigen Reifungsphase in den Baumkronen – von Ende Mai bis Mitte Juni an heißen und sonnigen Tagen am Gewässer zu beobachten (Trockur & Mauersberger 2000). In NRW ist insbesondere im Rheinland und günstiger Witterung im Frühjahr auch mit früherem Auftreten schon ab Mitte / Ende April zu rechnen.

Gefährdung und Schutz

Epitheca bimaculata ist in Deutschland eine Art der „Vorwarnliste“ (Ott et al. 2015) und in Nordrhein-Westfalen noch als „ausgestorben“ (Conze & Grönhagen 2011) dargestellt, was nun anzupassen bleibt.

Spezifische Schutzmaßnahmen sind zurzeit nicht nötig, da das aktuelle Vorkommen von E. bimaculata in Nordrhein-Westfalen in einem FFH- und Naturschutzgebiet liegt und entsprechende Schutzregelungen bestehen. Bei weiteren Funden der Art besitzen diese Vorkommen höchste Schutzpriorität. Die Bestandsentwicklung bleibt durch ein Monitoring zu überwachen und ggf. zu optimieren.

Zitiervorschlag

Schmidt EG, Hennigs S (2024): Zweifleck (Epitheca bimaculata). In: AG Libellenkunde NRW — Online-Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von libellenatlas-nrw.lwl.org am 05.12.2024

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