Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe.

Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens

Arbeitskreis Libellen NRW in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Naturkunde

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Libellenarten. Probieren Sie es aus.

Falkenlibelle

Cordulia aenea

Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Die Männchen von C. aenea sind aufgrund ihres verdickten Hinterleibsende gut zu erkennen (Taubenborn, Kreis Höxter, 16.05.2013). Foto: Lohr, Mathias

Verbreitung und Bestandssituation

Cordulia aenea ist eine eurasiatisch verbreitete Art, deren Areal sich von Nord- und Zentraleuropa östlich über Sibirien bis nach Japan erstreckt (Dijkstra & Lewington 2006). Im Süden und Südwesten Europas reicht das Verbreitungsgebiet nicht über die Pyrenäen und Alpen hinaus. Aus Südosteuropa liegen nur vereinzelte Nachweise aus Gebirgen vor. Im Norden Europas erstreckt sich das Areal bis nach Skandinavien, wobei die Verbreitung von Ost nach West abnimmt. Während die Art in fast ganz Finnland vorkommt, ist ihr Vorkommen in Schweden und Norwegen auf den Süden beschränkt. In Großbritannien kommt sie in der Südhälfte zerstreut bis Zentralschottland vor mit Schwerpunkt im Südosten Englands. In Irland findet sie sich nur an wenigen Stellen im Südwesten. In Belgien besiedelt C. aenea fast nur den flacheren Nordosten des Landes, vor allem die an die Niederlande angrenzenden Provinzen Antwerpen und Limburg (Anselin 1983), während sie in den höheren Landesteilen des Südostens deutlich seltener vorkommt. Die Nachweise der Art haben in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen (de Knijf 2003). In den Niederlanden ist die Art häufig, obwohl sie im Westen und im äußersten Norden fehlt. Aus den niederländischen Küstendünen verschwand sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch Lebensraumverlust, in den anderen Landesteilen wurde aktuell kein Rückgang festgestellt (NVL 2002). In Deutschland ist C. aenea wie im übrigen Zentral- und Nordeuropa verbreitet und regional häufig (Brockhaus & Fischer 2005; Kuhn & Burbach 1998; Sternberg & Buchwald 2000; Zimmermann et al. 2005). Die Art ist in Niedersachsen weit verbreitet, jedoch regional selten, so im Harzvorland, während sie beispielsweise in der Südheide häufig ist (Clausnitzer 1972). In Hessen und Rheinland-Pfalz ist C. aenea ebenfalls weit verbreitet, jedoch nur mäßig häufig.

Cordulia aenea ist in Nordrhein-Westfalen eine mäßig häufige Art. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Art in der Rheinprovinz mit Ausnahme des Bergischen Landes, das zu dieser Zeit noch wenig erforscht war, eine verbreitete und recht häufige Art (le Roi 1915a). In den 1970er Jahren konnten Kikillus & Weitzel (1981) die Art im ganzen Rheinland als verbreitet nachweisen und fanden keine Anzeichen für eine Bestandsveränderung während der vorangegangenen Jahrzehnte. Im südwestlichen Niederrheinischen Tiefland war in den 1980er Jahren selbst im Verbreitungsschwerpunkt nicht jedes Gewässer besiedelt, deshalb sahen Jödicke et al. (1989) die Art nur noch als lokal verbreitet an. Bei der Abundanz an den Gewässern ergaben sich jedoch keine Hinweise auf Veränderungen. In Westfalen konnten Gries & Oonk (1975) eine stellenweise recht weite Verbreitung feststellen, die auch heute noch für ganz Nordrhein-Westfalen gegeben ist. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt in Nordrhein-Westfalen aktuell entlang des Rheins, im Niederrheinischen Tiefland und in der Westfälischen Bucht. Im Sauer- und Siegerland sowie im Weserbergland fehlt C. aenea weitgehend bis auf Funde aus Siegen-Wittgenstein und der Oberweserniederung. Im Weserbergland ist die Art sicherlich weiter verbreitet; die aktuelle Verbreitung spiegelt den geringen Erfassungsgrad in dieser Großlandschaft wider. Auch das Fehlen in der Westhälfte der Niederrheinischen Bucht ist vermutlich teilweise auf Erfassungslücken zurückzuführen. Außerhalb des Rheintals zwischen Emscher und Wupper liegen praktisch keine Nachweise vor, hier scheint die Art zu fehlen, da das Gebiet intensiv untersucht wurde. Insgesamt ist aber eine positive Bestandsentwicklung zu verzeichnen, da die Bestände in anderen Regionen deutlich zugenommen haben. In der Literatur werden oft nur Funde von Einzeltieren genannt. Daraus kann man aber nicht auf fehlende Bodenständigkeit oder kleine Populationen schließen, wie die Beobachtungen von Rodenkirchen (2004) belegen. Dieser konnte C. aenea an jedem der sieben untersuchten Gewässer durch zahlreiche Exuvienfunde als bodenständig nachweisen, dennoch gelang zur Flugzeit an allen Gewässern immer nur die Beobachtung einzelner Imagines. Außerdem lässt sich natürlich nicht jedes – meist im Flug - beobachtete Tier so ohne weiteres determinieren.

Obwohl die Art ihren Schwerpunkt im Flachland hat, gibt es auch zahlreiche Nachweise aus den höheren Lagen. Der höchst gelegene Fundort liegt bei 620 m ü.NN im NSG Vennhochfläche bei Mützenich [5403/1].

Lebensräume in Nordrhein-Westfalen

Cordulia aenea besiedelt in Nordrhein-Westfalen ausschließlich Stillgewässer und kommt dabei in den unterschiedlichsten Gewässern vor. Das Spektrum reicht von nährstoffreichen Tümpeln über Rückhaltebecken bis zu nährstoffarmen Seen, dabei werden nicht selten auch Moorgewässer besiedelt. Bei eutrophen und oligotrophen Gewässern benötigt die Art ältere, gut entwickelte Gewässer. So werden Abgrabungsgewässer erst nach Jahren besiedelt, wenn sich im Laufe der Sukzession eine reiche Vegetation ausgebildet hat. Die Gewässer besitzen mit Gehölzen gesäumte Ufer, oder sie liegen im Wald oder in Waldnähe. Meist sind submerse Vegetation und Schwimmblattpflanzen sowie Röhricht oder Großseggen vorhanden. Die Funde aus Nordrhein-Westfalen verteilen sich schwerpunktmäßig auf Kleingewässer wie Tümpel und Gartenteiche, Teiche, Altwässer, Baggerseen, und Moorgewässer. Pix & Bachmann (1989) wiesen die Art in Gewässern mit einem pH-Wert unter 4 nicht nach, während dies bei Somatochlora metallica (Glänzende Smaragdlibelle) bereits bei einem pH-Wert unter 6 der Fall ist. Peus (1932) nennt C. aenea eine gegen größere Schwankungen der Umweltfaktoren unempfindliche (euryöke) Art, die selbst im Hochmoor nicht benachteiligt ist. Dies fanden Kikillus & Weitzel (1981) in ihren Untersuchungen bestätigt. Allerdings kommt sie zwar in allen Naturräumen vor, doch bleiben einige Landschaftsräume unabhängig von Struktur und Höhenlage unbesiedelt. Der Hinweis von Sternberg & Buchwald (2000), dass sich Anax imperator (Große Königslibelle) und C. aenea ausschließen, scheint für Nordrhein-Westfalen nicht zuzutreffen, da sich in zahlreichen Gewässern beide Arten syntop entwickeln.

Phänologie in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen schlüpft Cordulia aenea von Ende April bis Juni. Der früheste Schlupfnachweis stammt vom 19.04.(1939). Die Hauptflugzeit beginnt in der Regel Mitte Mai und reicht bis Ende Juni, dann klingt die Flugzeit im August allmählich aus. Der späteste Nachweis stammt vom 08.09.(1991).

Gefährdung und Schutz

Cordulia aenea gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011).

Für eine positive Bestandsentwicklung dieser und weiterer Arten wäre es wichtig, verstärkt auf eine extensive Bewirtschaftung von Gewässern umzustellen, vor allem wenn sie ausschließlich von Angelvereinen genutzt werden. Leider muss auf Grund von landesspezifischen gesetzlichen Regelungen in Nordrhein-Westfalen jedes Gewässer über 0,5 ha Größe fischereilich bewirtschaftet werden. Dies geschieht meist durch einen Angelverein und ist gleichbedeutend mit einer intensiven Gewässerunterhaltung sowie einem unnatürlich hohen Fischbesatz. Die fehlende Vegetation nimmt vielen Libellenarten die Möglichkeit, mit Fischen als Beutegreifern zu koexistieren.

Zitiervorschlag

Baierl E (2024): Falkenlibelle (Cordulia aenea). In: AG Libellenkunde NRW — Online-Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von libellenatlas-nrw.lwl.org am 29.03.2024

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