Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe.

Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens

Arbeitskreis Libellen NRW in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Naturkunde

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Libellenarten. Probieren Sie es aus.

Herbst-Mosaikjungfer

Aeshna mixta

Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Endjahr

 

Artfoto
Männchen von A. mixta (Dülmen, 16.09.2007). Foto: Hennigs, S.

Verbreitung und Bestandssituation

Aeshna mixta ist ein holomediterranes Faunenelement, dessen Verbreitungsgebiet von Nordafrika über weite Teile Europas nordwärts bis in die südlichen Regionen Skandinaviens und der Britischen Inseln reicht. In letzter Zeit deutet sich eine Ausbreitung in nördliche und westliche Richtung an, aktuelle Funde liegen inzwischen aus Finnland und Irland vor (z.B. Dijkstra & Lewington 2006, Corbet & Brooks 2008, Flenner & Sahlén 2008). In östlicher Richtung erstreckt sich das Areal über die gesamte gemäßigte Zone des euro-asiatischen Kontinents bis Japan (Schorr 1990, Askew 2004). Nordrhein-Westfalen liegt somit innerhalb des geschlossenen europäischen Areals der Art. In den benachbarten Bundesländern sowie den Niederlanden und Belgien ist A. mixta nahezu flächendeckend verbreitet (z.B. NVL 2002, De Knijf et al. 2006, Stübing et al. 2008). Die Art kommt in Deutschland in allen Bundesländern vor (Müller & Schorr 2001).

In Nordrhein-Westfalen gehört A. mixta zu den häufigen und weit verbreiteten Großlibellen, ist aber nicht als ubiquitäre Art zu bezeichnen. Sie ist in den tieferen Lagen Westfalens und des Rheinlandes weit verbreitet, größere Verbreitungslücken beruhen hier mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Erfassungsdefiziten. In den höheren Lagen der Mittelgebirge, des Sauer- und Siegerlandes sowie der Eifel und des Weserberglandes fehlt die Art, was zum Teil auch an einem Mangel an Fortpflanzungsgewässern liegen könnte. Sie tritt hier nur relativ selten und punktuell in Talauen sowie an wärmebegünstigten Gewässern auf. In klimatisch günstigen Jahren fliegt die Art aus dem Flachland ein und ist dann auch häufiger im Bergland zu beobachten (Belz & Fuhrmann 2000; Schlüpmann 2000a+b). Der Großteil der gemeldeten Vorkommen liegt unter 100 m ü.NN, nur vereinzelt wurde die Art über 200 m ü.NN beobachtet. Der höchste bodenständige Nachweis gelang bei 560 m ü.NN.

In der älteren faunistischen Literatur wurde A. mixta von Kolbe (1886) als in Westfalen „überall nicht häufig“ beschrieben, während Gries & Oonk (1975) sie in der Westfälischen Bucht als häufig bezeichnen. In den Mittelgebirgslagen der südlichen Landesteile war die Art vermutlich auch in früherer Zeit relativ selten und wurde zum Beispiel von Dobbrick (1934) für das Sauerland nicht erwähnt. Im Rheinland kam die Art vor allen in den tieferen Lagen des Niederrheins vor und fehlte in den höheren Lagen der Eifel (Kikillus & Weitzel 1981).

Lebensräume in Nordrhein-Westfalen

Aeshna mixta ist eine typische Art von Gewässern mit gut ausgeprägten Verlandungsgürteln. Insbesondere die Röhrichtzone bietet geeignete Strukturen für Eiablage, Larvalentwicklung sowie Schlupf und dient als Aufenthaltsort für die Imagines am Gewässer (vgl. Peters 1987). Offenbar bevorzugt A. mixta auf Grund der recht hohen Temperaturansprüche für die vergleichsweise schnelle Larvalentwicklung sich rasch erwärmende flache Gewässer (Schorr 1990; Sternberg & Buchwald 2000).

In Nordrhein-Westfalen kommt die Art bevorzugt an kleineren bis mittelgroßen Stillgewässern des Flachlandes vor. An größeren Gewässern wie Abgrabungen oder Stauseen ist sie seltener anzutreffen, da hier oft eine ausgeprägte Verlandungszone fehlt. Stark strömende Fließgewässer werden gemieden. An größeren Flachlandflüssen wie Ems, Lippe und Ruhr besiedelt die Art neben Altgewässern auch strömungsberuhigte und sonnenexponierte Abschnitte. Eine nicht zu starke (angel-)fischereiliche Nutzung wird toleriert. A. mixta kann in Flussauen und naturnahen Teichanlagen in hohen Individuendichten angetroffen werden (Steinweger 1971, Borcherding 1997, Artmeyer 2000, Joest 2002), tritt aber an den meisten Fortpflanzungsgewässern in der Regel in geringer Individuenzahl auf.

Phänologie in Nordrhein-Westfalen

Gemäß dem treffend gewählten deutschen Artnamen „Herbst-Mosaikjungfer“ ist die Art eine typische Spätsommer- und Herbstart, deren Flugperiode in Nordrhein-Westfalen Mitte Juli beginnt und in der ersten Septemberdekade ihren Höhepunkt erreicht. Obwohl die Individuendichten ab Ende September deutlich geringer wird, können bis in den November hinein einzelne Individuen angetroffen werden. Als früheste Beobachtung in Nordrhein-Westfalen gelang ein Fund am 27.05.(2003), während als späteste Beobachtung der 04.11.(1999) belegt ist.

Gefährdung und Schutz

Aeshna mixta gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen als „ungefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011).

Auf Grund der relativ weiten Verbreitung, der zum Teil großen Populationen und der unverändert erscheinenden Bestandssituation ist in Nordrhein-Westfalen zurzeit keine unmittelbare Gefährdung zu erkennen.

Zitiervorschlag

Joest R (2024): Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta). In: AG Libellenkunde NRW — Online-Atlas der Libellen Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von libellenatlas-nrw.lwl.org am 05.12.2024

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