Torf-Mosaikjungfer
Aeshna juncea
Erstnachweis:
Nachweise im Atlas:
Anhang II :
Anhang IV:
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Startjahr
Endjahr
Verbreitung und Bestandssituation
Aeshna juncea ist eine holarktisch verbreitete Art, die in Europa, Nordasien, Japan und Nordamerika vorkommt. Innerhalb Europas hat sie ihr Hauptverbreitungsgebiet in Mittel-, Nord- und Osteuropa sowie den Britischen Inseln, der Mittelmeerraum wird weitgehend gemieden (Dijkstra & Lewington 2006). Die westliche Grenze des geschlossenen, mitteleuropäischen Areals erreicht A. juncea in den Beneluxstaaten und im Osten Frankreichs (NVL 2002), während Nordrhein-Westfalen vollständig innerhalb des Verbreitungsareals liegt. In Deutschland ist die Art weit verbreitet und aus allen Bundesländern liegen Funde der Art vor (Müller & Schorr 2001). Verbreitungsschwerpunkte liegen in moorreichen Gegenden, so vor allem in der Nordwestdeutschen Tiefebene, den Mittelgebirgen und dem Alpenvorland. In Mittel- und Süddeutschland ist sie weitgehend auf die mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge und der Alpen beschränkt (vgl. Hill et al. 2011, Sternberg & Buchwald 2000, Kuhn & Burbach 1998).
In Nordrhein-Westfalen gehört A. juncea zu den mäßig häufigen Arten. Sie ist in allen Großlandschaften anzutreffen, zeigt landesweit jedoch einige Verbreitungsschwerpunkte. Zu nennen sind in den tieferen Lagen vor allem das Sandmünsterland, die Senne, die niederrheinische Heideterrasse sowie der regenreiche, westliche Teil des Bergischen Landes. In den höheren Lagen findet sich die Art vor allem in der Eifel sowie im Ebbe- und Rothaargebirge (Belz & Fuhrmann 2000; Bußmann 2000; Aletsee 2005b). Die höchstgelegenen Fundorte in der Datenbank liegen ohne Bodenständigkeitsnachweis auf 760 m ü.NN, mit Bodenständigkeitsnachweis auf 640 m ü.NN.
Bei den meisten Meldungen von A. juncea in Nordrhein-Westfalen handelt es sich um Beobachtungen von Einzeltieren oder wenigen Individuen. Oftmals wurden patrouillierende Männchen angetroffen, während Weibchen deutlich seltener – zumeist als Teil eines Paarungsrades oder eiablegend – nachgewiesen werden konnten. In einigen Moor- und Heidegebieten gelangen Funde von A. juncea in deutlich höherer Individuenanzahl. So konnten in dem etwa 20 Hektar großen, aus mehreren hundert Torfstichen bestehenden südlichen Teil des NSG Zwillbrocker Venn im Kreis Borken [3906/3] am 18.08.2005 zeitgleich 30 patrouillierende Männchen beobachtet werden (Olthoff 2010). Auch im niederrheinischen Langen Venn [4702/2] konnten Jödicke et al. (1989) 30 Männchen beobachten.
Aeshna juncea war im Tiefland von Nordrhein-Westfalen früher deutlich weiter verbreitet als heute (vgl Kolbe 1886; le Roi 1915a; Gries & Oonk 1975; Jödicke et al. 1989), was mit dem großräumigen Verlust von Heide- und Moorlebensräumen zu erklären ist.
Lebensräume in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen kommt Aeshna juncea im Tiefland schwerpunktmäßig an Gewässern in nährstoffarmen Hoch- und Übergangsmooren sowie an Heideweihern vor. Entscheidend für das Vorkommen der Art ist das Vorhandensein senkrechter Vegetationsstrukturen z.B. von Carex spp. (Seggen), Juncus spp. (Binsen), Eleocharis spp. (Sumpfbinsen) oder Eriophorum spp. (Wollgras), in deren Wurzelballen oder abgestorbene und vertorfte Teile die Weibchen bevorzugt ihre Eier ablegen (vgl. Peters 1987).
A. juncea wurde auch an Abgrabungsgewässern oder Teichanlagen – ja sogar an Gartenteichen (z.B. Aletsee 1997; Schmidt 2003) – bodenständig nachgewiesen, sofern eine geeignete Ufervegetation und eine ausreichende Besonnung gewährleistet sind. Die Besiedlung von Gartenteichen ist nicht nur aus unserer Region bekannt, sondern wird beispielsweise auch für die Britischen Inseln (Brooks 1997) oder aus Hessen (Stübing & Gelpke 2008) beschrieben. Eine Besiedlung dieses Gewässertyps tritt in der Regel nur in der Nähe eines größeren Vorkommens bzw. innerhalb eines Verbreitungsschwerpunktes der Art auf. Im Tiefland sollten bodenständige Vorkommen von A. juncea an isolierten Gewässern außerhalb der Moor- und Heidelandschaften nicht überbewertet werden. Sie stellen nach Schmidt (2003) zumeist Nebenvorkommen dar, die langfristig auf regelmäßige Zuwanderungen aus größeren Vorkommen in der Umgebung angewiesen sind.
Mit zunehmender Höhenlage verliert die Art zunehmend ihren Bezug zu Moor- und Heidegewässern und besiedelt ein weiteres Spektrum an Stillgewässern. So werden im Mittelgebirge auch nährstoffarme Artenschutzgewässer oder Feuerlöschteiche angenommen. Aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein berichten Belz & Fuhrmann (2000) neben dem bevorzugten Vorkommen in moorigen Waldtälern und Hangquellmooren auch von der Besiedlung torfmoosfreier Gewässer.
Phänologie in Nordrhein-Westfalen
Die Flugperiode von Aeshna juncea reicht von Ende Mai bis Ende Oktober (Anfang November), wobei die Hauptflugzeit zwischen Mitte Juli und Ende September liegt. Der früheste Nachweis der Art stammt vom 21.05. (1986), während der späteste Nachweis am 02.11. (1998) gelang.
Gefährdung und Schutz
Aeshna juncea gilt in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen als „gefährdet“ (Ott et al. 2015; Conze & Grönhagen 2011).
Der Schwerpunkt der Schutzmaßnahmen für A. juncea sollte in den bestehenden Moor- und Heidegebieten liegen. Die Offenhaltung bestehender Fortpflanzungsgewässer, die Anlage neuer Gewässer (naturschutzgerechte „Torfstiche“ mit flachen Uferbereichen, Heideweiher u.a.) sowie die konsequente Wiedervernässung der Moore sind als die wesentlichen Maßnahmen zu nennen. Dabei sollte eine durch den Eintrag von Nährstoffen bedingte, schnelle Verlandung von Heide- und Moorgewässer durch die Anlage von Pufferstreifen verhindert werden. Die Anlage von Naturschutzgewässern auf nährstoffärmeren Standorten fernab bestehender Verbreitungszentren kann ebenfalls förderlich für die Art sein. Im Mittelgebirge profitiert die Art nach Belz & Fuhrmann (2000) von der Anlage von Artenschutzgewässern und der „Entfichtung“ der Waldtäler.